Oppler machte Grundrissvorschläge und überschlägige Kostenangaben. Unter dem Diktat des engen Kostenrahmens wich Oppler von seinem Ideal, einem Zentralbau mit hoher Kuppel, ab und errichtete eine Langbau-Synagoge. Im Jahre 1877 begann der Bau. Im Sommer 1879 war er fertig.


Entwurfszeichnung der Westfassade sowie der Südseite
(Quelle für diese und die folgenden Abbildungen auf dieser Seite: Stadtarchiv Hannover)

Die Grundrisszeichnung des Erdgeschosses weist eine
Legende auf, die einigermaßen lesbar wird, wenn man
das Bild vergrößert. Die Vorhalle (a) und die Garderoben-
räume (b) liegen im Westen, Almemor (c), Kanzel (d),
Thora-Schrein (e) sowie das Rabbinerzimmer (f) liegen
im Osten.
Die wesentlichen Merkmale des Hamelner Bauwerkes sind:
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ein nach Osten ausgerichteter rechteckiger Langbau in den Maßen 30 x 16,5
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im Westen eine polygonale Apsis (mit 3/8-Abschluss), die als Vorhalle dient und zu der eine Freitreppe führt
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zwei flankierende Rundtürme im Westen als Treppentürme, welche die Frauenempore erschließen
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im Osten ein quadratischer Raum für den Thora-Schrein
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unter Verzicht auf den zentralen Almemor eine Kanzel im Osten
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angegliedert an das Allerheiligste ein Raum für den Rabbiner, der über eine Außentreppe erreichbar ist
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im Erdgeschoss 188 Männersitze • auf den offenen, in Tannenholz konstruierten Emporen 128 Frauensitze
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das Langhaus mit flacher, in quadratische Felder unterteilter Holzdecke
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das Allerheiligste mit hölzernem Tonnengewölbe
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eine farbige Ausmalung des Inneren, vor allem in Form von Rundbogenfriesen.


Längs- und Querschnitt des Inneren zeigen die Frauenemporen und die Ausmalung des Inneren in Form von
Rundbogenfrieden.
Das Äußere war in sorgfältiger Ziegelbauweise ausgeführt, wobei Sandstein für Gesimse, Fensterbänke etc. zur Verwendung kam. In Ermangelung einer Kuppel hat Oppler das Westwerk stark betont. Die Dächer waren gewalmt.
Große Wand- und Dachflächen, einfache Rosetten- und Rundbogenfenster ohne Maßwerk, sparsame Gesimse und die beiden gedrungenen Rundtürme bestimmten die architektonische Formensprache. Der Bau wirkte schlicht, sparsam und einprägsam. Das "Monumentale" im "germanischen Stil" konnte Oppler in Hameln exemplarisch verwirklichen.
Insgesamt hat Oppler einen Bau geschaffen, der einer christlichen Kirche im Aufbau ganz analog ist. Die in den Giebel eingearbeiteten Gesetzestafeln und der bekrönende Davidstern waren die einzigen nach außen sichtbaren Merkmale, welche den Bau als Synagoge charakterisierten.
Bisher konnte nicht geklärt werden, ob die Synagoge über eine Orgel verfügte. Ein Frauenbad, von dem in den Planungen noch die Rede ist, ist mit Sicherheit nicht geschaffen worden. Der in den Planungen zunächst zurückgestellte Bau des Lehrerhauses wurde sogleich nach Fertigstellung der Synagoge realisiert.
© Bernhard Gelderblom Hameln