In der Ritterstraße 1 gab es das Geschäft für Herren- und Kinderkonfektion des Holländers Salomon Keyser.
Ende 1932 eröffnete einer der Söhne von Salomon Keyser, Louis Keyser, ein Geschäft für Schuhwaren am Markt 1.
In der Bäckerstraße 45 stand das über zwei Etagen ausgedehnte Warenhaus von Karl Friedheim – das erste Warenhaus der Stadt.
Gleich nebenan in der Bäckerstraße 47 verkaufte Moritz Blankenberg seit 1900 Damen- und Herrenkonfektion.
Schräg gegenüber in der Bäckerstraße 9 gab es den Haushaltswarenladen von Julius Rosenbaum.
Das Manufakturwarengeschäft von Karl Bernstein mit gut zehn Angestellten stand am Münsterkirchhof 14.
Das "Berliner Kaufhaus" von Louis Hammerschlag befand sich in der Emmernstraße 28.
In der Osterstraße 11 gab es das Schuh- und Konfektionsgeschäft von Albert Löwenstein.
Eine weitere seit alters bestehende jüdische Domäne im
Geschäftsleben war der Vieh- und Pferdehandel sowie der Landhandel.
Am Ostertorwall 7 befand sich die glänzende Pferdehandlung Goldstein.
Die Viehhandlung von Karl Katz war am Pferdemarkt 8.
Der Viehhändler Albert Jonas hatte sein Geschäft in der Baustraße 16.
In der Alten Marktstraße 14 gab es die Viehhandlung von A. Weinberg.
Eine Getreidehandlung führte Max Frankenstein in den großen Räumlichkeiten Neue Marktstraße 13/Hummenstraße 1.
Moses Löwenstein besaß ein Weizengeschäft in der Kupferschmiedestraße.
Eine Besonderheit stellte die weit über Hameln hinaus bekannte Musikalienhandlung Wilhelm Oppenheimer in der Bäckerstraße 58 dar.
Seit 1860, als die Juden im Königreich Hannover endlich
den Deutschen rechtlich gleichgestellt wurden, hatten viele eine akademische
Laufbahn eingeschlagen, waren vor allem Ärzte und Rechtsanwälte geworden.
Am Kastanienwall 3 praktizierte Dr. Siegmund Kratzenstein.
Dr. Ernst Herzberg arbeitete in der Deisterallee 8.
Es gab zwei junge jüdische Rechtsanwälte in der Stadt, Dr. Ernst Katzenstein
und Harry Binheim, beide ebenfalls in der Deisterallee.
Mit den Familien Blank und Josefs, welche die Teppichwerke O. Kuhlmann besaßen, und mit Albert Steinberg, Inhaber der Vereinigten Wollwarenfabriken, wies die jüdische Bevölkerung der Stadt auch einzelne Fabrikanten auf.
Es gab aber auch eine ganze Reihe von Personen am unteren Ende der sozialen Rangfolge. Häufig handelte es sich um unverheiratete oder verwitwete Personen, die von Privatunterricht und bisweilen auch von der städtischen Fürsorge lebten. Tatsächlich war die kleine jüdische Gemeinde stark nach Wohlstand und Einkommen geschichtet.
Die auffallende Konzentration auf kaufmännische Berufe ist Resultat der viele Jahrhunderte langen Diskriminierung. Seit dem christlichen Mittelalter waren die Juden von allen Berufen ausgeschlossen, die entweder Landbesitz oder die Mitgliedschaft in einer Zunft voraussetzten. Diese Diskriminierung dauerte im Königreich Hannover bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts an.
Viele der jüdischen Familien Hamelns lebten schon mehrere Generationen lang in der Stadt und fühlten sich eng mit ihr verbunden, obwohl sie über Jahrhunderte von kommunalen Ämtern ausgeschlossen waren.
© Bernhard Gelderblom Hameln